Liebe Freundinnen, 

Ich wäre heute gerne bei euch gewesen um am internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen ein Zeichen zu setzen. 

Normalerweise verpasse ich diese Gelegenheit nie, um auf die Straße zu gehen und auf immer noch bestehendes Unrecht aufmerksam zu machen. Leider ist es mir heute auf Grund von Terminen in Stuttgart nicht möglich. Ich bin deshalb sehr Dankbar, dass meine Worte hier verlesen werden. Denn nur gemeinsam sind wir stark. Nur gemeinsam können wir die Rechte und den Schutz der Frauen weiter einfordern. Heute ist der Protest besonders wichtig, um auf unrecht aufmerksam zu machen und unseres Schwestern im Iran bei Seite zu stehen. 

Bei der Bundesdelegierten Konferenz in Bonn habe ich mich an die Seite der vielen Frauen und Männer gestellt, die für die Rechte der Frauen im Iran aufstehen und mittlerweile ihr Leben nach den Protesten ausrichten und nicht müde werden. Es ist sehr bewegend und ich bin stolz auf unsere aus dem Iran stammenden Mitbürger*innen, deren Welle des Protestes nicht versiegen. Viele haben Verwandtschaft im Iran, ihre Schwestern und Brüder gehen im Iran auf die Straße und riskieren ihr Leben für Frauen, leben, Freiheit. Wir dürfen sie nicht alleine lassen. 

Der gewaltsame Tod der 22-jährigen kurdischen Iranerin Mahsā Jîna Amīnī in Polizeigewahrsam am 16.09.2022  hat eine beispiellose Welle des Protests in allen Landesteilen Irans ausgelöst.

 Das Regime reagiert mit immer brutalerer Gewalt auf diese Proteste. Hunderte wurden bereits getötet, Tausende inhaftiert und verletzt. Mittlerweile droht allen, die am Protest teilnehmen die Todesstrafe. Das sind ca. 14 Tausend Menschen. 

Das ist brutales Unrecht, dass uns alle etwas angeht. Die staatliche Tyrannei muss sofort aufhören und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. 

Ich verurteile dieses Unrecht und das gewaltsame Vorgehen des iranischen Staates aufs Schärfste und stelle mich solidarisch mit den Protestierenden in Iran, die ihr Leben riskieren, um für Selbstbestimmung und Menschenrechte zu kämpfen. Ich bedanke mich bei den Frauen, die diese Kundgebung für die Frauen im Iran hier in Metzingen organisiert haben und ich danke allen, die heute hier ein starkes Zeichen gegen Unrecht setzen.

Jin, Jiyan,Azadi- Frauen, Leben, Freiheit! Die Freiheit ist weiblich!

Aber wir dürfen nicht nur ins Ausland schauen, wir müssen auch bei uns genau schauen. Während der letzten fünf Jahren und vor allem während der Corona Pandemie hat die Gewalt gegen Frauen und Kinder auch bei uns zugenommen.  Insgesamt um 3,4 Prozent, von 138.893 in 2017 auf 143.604 im vergangenen Jahr. Ganz überwiegend trifft diese Gewalt Frauen, während die Täter meist Männer sind: 2021 waren 80,3 Prozent der Opfer weiblich, 78,8 Prozent der Tatverdächtigen waren männlich.

Jede Stunde erleiden durchschnittlich 13 Frauen Gewalt in der Partnerschaft. Beinahe jeden Tag versucht ein Partner oder Expartner eine Frau zu töten. Fast jeden dritten Tag stirbt eine Frau durch ihren derzeitigen oder vorherigen Partner. Das ist die Realität. Realität ist auch, dass viele Gewaltopfer Angst haben, sich Hilfe zu holen. Deshalb brauchen wir ein flächendeckendes, niedrigschwelliges Unterstützungsangebot, in der Stadt genauso wie auf dem Land. Ich kämpfe dafür, die Lücken im Netz der Frauenhäuser und Beratungsstellen zu schließen. 

Ich unterstütze aus dem Land unsere Koalition im Bund, die eine einheitliche Rechtsgrundlage schaffen werden, um die Hilfeeinrichtungen verlässlich finanziell absichern zu können. Damit Frauen in Zukunft überall in Deutschland einen sicheren Zufluchtsort und kompetente Beratung und Hilfe finden.