Die Landtagsabgeordnete Cindy Holmberg (Grüne) und stellvertretende Fraktionsvorsitzende lud zur Online-Konferenz „Unsere Streuobstwiesen – gefährdete Paradiese zukunftsfest machen“ ein. 

Mit dabei waren auch die beiden grünen Landtagsabgeordneten Dr. Markus Rösler und Ralf Nentwich, sowie zahlreiche Gäste, unter anderem vom Schwäbischen Streuobstparadies e.V., den Obst- und Gartenbauvereinen der Region und Fachberatung für Obst- und Gartenbau aus dem Zollernalbkreis. 

„Unsere Streuobstwiesen und deren Hüter stehen vor großen Herausforderungen“, führte Cindy Holmberg ins Thema ein. „Aufwändige Pflege, Flächenversiegelung, Mistelbefall, der Erhalt alter Sorten bis hin zur Herausforderung der Vermarktung. Deshalb wollen wir Ihre Stimme aus der Praxis hören und gute Lösungen finden.“ 

Einen Überblick gab den über 40 Teilnehmenden Rösler. „Der Bestand an Streuobstwiesen hat sich in den letzten sieben Jahrzehnten in Europa um 90% und in Baden-Württemberg um 75% reduziert“, erklärte der Sprecher für Naturschutz der Grünen Landtagsfraktion. „Seit 2021 sind Streuobstwiesen im Ländle immaterielles Kulturerbe und stehen unter Schutz.“ Anhand anschaulicher Bilder zeigte er die Schönheit und den Nutzen, die biologische Vielfalt bis hin zu Vermarktungsmöglichkeiten der regionalen Streuobstbestände auf. „Im In- und Ausland gibt es innovative Konzepte und Kooperationen, da ist vieles möglich und machbar“, so Rösler. 

Landtagskollege Nentwich, der Mitglied im Ausschuss für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz ist, ging auf den Interessenskonflikt mit dem Baugewerbe ein: Der Bauboom stehe in großer Konkurrenz zu den Streuobstwiesen – diesen Konflikt müsse man lösen. Wir verbinden Ökologie und Ökonomie und in der Streuobstvermarktung sei im örtlichen Lebensmittelmarkt vieles möglich, vom Saft bis hin zum Tafelobst. „Wir planen ein Streuobstsiegel“, kündigte Nentwich an. 

Die Arbeit des Streuobstparadieses stellten die neue Geschäftsführerin Maike Schünemann sowie ihre Stellvertreterin Lisa Ziehe vor. Ziel sei es, regionale Wertschöpfungsketten aufzubauen, Streuobst marktfähig zu machen und alte Sorten, Äpfel und Birnen in Tafelobstqualität im normalen Supermarkt zu verkaufen. „Die Erzeugnisse sind keine 08/15 Produkte“, erklärte Schünemann. „Wir können unsere tolle Kulturlandschaft durch Nutzung erhalten“. Über die Hälfte der Streuobstwiesen seien in privater Hand – auch Privatpersonen sollten besser an Fördermittel kommen, denn bisher sind viele Fördermittel für Privatpersonen nicht zugänglich. Um Synergien zu schaffen und dadurch Einzelpersonen zu entlasten, könne man zum Beispiel auch eine Genossenschaft gründen. 

Markus Zehnder, Kreisfachberater des Zollernalbkreises, bildet Fachwarte aus. „Wir bekommen viel Freude und den ein oder anderen Frust mit“, erzählte er. „Die Ausbildung von Fachleuten stützt den Fortbestand unserer Streuobstwiesen.“ Und er konnte von Erfolgen berichten: Schon im ersten Jahr der Vermarktung gingen im Zollernalbkreis circa sechs Tonnen alte Tafelapfelsorten bei Edeka über die Ladentheke. 

Mehr Forschung in Apfelkunde der sogenannten Pomologie z.B. über Obstsorten, die den 

Klimawandel gut vertragen und viel Unterstützung für Private und Vereine sowie Hilfe bei Kooperationen und Vermarktung: Einen bunten Strauß an Anregungen und Wünschen nahmen Holmberg, Rösler und Nentwich aus der über zweistündigen Videokonferenz mit. 

„Die Landesregierung unterstützt und man werde auch die „Kleinen“ nicht vergessen“, versprach Holmberg zum Abschluss der Veranstaltung